Die Wahrheit über Diacetyl und die Popcorn-Lunge (Teil 2)
Bild: flickr.com // jayneandd // CC BY 2.0
Die Ergebnisse der Diacetyl-Studie der Harvard School of Public Health, die wir im ersten Teil vorgestellt haben, klingen im ersten Moment besorgniserregend, was aber auch nur daran liegt, dass Medien und Presse sich lediglich auf die besonders stark belasteten Liquids konzentriert haben. Dass ein großer Teil nicht oder gering betroffen war, wurde an dieser Stelle ausgeblendet. Dennoch müssen wir nun natürlich herausfinden, ob der Diacetyl Durchschnittswert wirklich lebensbedrohlich ist.
E-Zigarette und Tabakzigarette: der Diacetyl Vergleich
Um das potenzielle Diacetyl-Risiko abzuschätzen, hilft ein Blick auf die Menge der Chemikalie, die ein Zigarettenraucher im Schnitt am Tag konsumiert. Denn Diacetyl befindet sich auch in der konventionellen Tabakzigarette und stellt daher auch für Raucher ein Risiko dar.
Fakt ist: Ein Raucher setzt sich einer Belastung aus, die rund 750 Mal höher ist als der durchschnittliche Wert, der bei der Liquid-Studie festgestellt wurde. Wird am Tag eine Schachtel mit rund 20 Zigaretten konsumiert, beläuft sich die Summe auf 600 bis 800 Milligramm Diacetyl pro Tag. Dem entgegen steht der Durchschnittswert von 9 Milligramm, der beim Konsum einer durchschnittlichen täglichen Liquidmenge von einem Dampfer aufgenommen wird.
Nimmt man das am höchsten belastete Liquid aus der Studie „Pfirsich Schnaps“ als Beispiel, lege die Belastung immer noch „nur“ bei knapp über 200 Milligramm. Angesichts der Zahlen, muss man sich also fragen, warum nicht mehr Tabakraucher an OB erkranken, denn aufgrund der hohen Werte müsste Raucher dafür eigentlich prädestiniert sein.
Die Lösung ist einfach: Nach neusten wissenschaftliche Erkenntnissen besteht kein Zusammenhang zwischen Diacetyl und dem Ausbruch der Popcorn-Lunge. Das bezieht sich sowohl auf die Fälle aus den USA, in denen das Butteraroma von Popcorn für die Krankheit verantwortlich gemacht wurde, als auch auf Zigaretten und somit auch auf die E-Zigarette. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25272573)
Dampfer in Europa sind auf der sicheren Seite
Neben den gemessenen Werten, die deutlich schlimmer dargestellt wurden als sie eigentlich sind, muss abgewägt werden, inwieweit die getesteten Liquids überhaupt eine Gefahr für Dampfer darstellen. Zumindest in Europa darf man sich aufgrund des Herstellungsverfahrens wohl auf der sicheren Seite wissen. Europäische Hersteller verzichten im Gegensatz zu amerikanischen nämlich schon lange auf die Zugabe von Butteraromen in den Liquids. In der Studie wurden allerdings ausschließlich Aromen von US-Herstellern auf den Prüfstand gestellt, was die Frage aufwirft, inwieweit die Ergebnisse Sie hierzulande überhaupt betreffen.
Unbestritten ist dabei aber natürlich, das Diacetyl in einem hochwertigen E-Liquid nichts verloren hat. Die gesundheitlichen Risiken sind bekannt, sowohl bei Konsumenten als auch Herstellern, weshalb sich das Butteraroma in den seltensten Fällen in EU-Liquids finden lässt. Die Regulierung bezüglich des einheitlichen Produktionsverfahrens für Liquids innerhalb der EU wird hier zusätzliche Absicherung schaffen und tritt im Mai 2016 in Kraft. ( http://www.vd-eh.de/die-fatale-legende-von-der-popcorn-lunge/ )
Dass also ausgerechnet die deutschen oder europäischen Medien an den Ergebnissen ein solches Interesse zeigen, ist interessant. Wahrscheinlich, weil die Berichterstattung über Diacetyl in Liquids als eine Art Steilvorlage gilt, die Produkte rund um die E-Zigarette weiterhin extra kritisch zu begutachten.
Als Verbraucher haben Sie jedoch die volle Kontrolle. Besonders bei Exporten aus dem Ausland sollten Sie daher Vorsicht walten lassen oder sich gänzlich auf Produkte aus Deutschland oder der EU konzentrieren.
Diese neuste Popcorn-Lungen Studie kommt E-Zigaretten Kritikern natürlich gelegen. Wie immer müssen die Ergebnisse allerdings differenziert betrachtet werden, um das tatsächliche Risiko richtig abwägen zu können.
Generell kann also gesagt werden, dass die festgestellte Diacetyl Konzentration viel zu gering ist, um für Dampfer selbst bei Dauerkonsum eine Gefahr darzustellen. Stattdessen sollten Tabakraucher bedenken, welche hohen Mengen der Chemikalie beim Rauchen in ihren Körper gelangen. Seltsamerweise werden die Begriffe Popcorn-Lunge und Zigaretten aber dennoch so gut wie nie in Zusammenhang gebracht. Ein Schelm, wer dabei an die Lobby der Tabakindustrie denken muss.