Malware über die E-Zigarette?
Bild: flickr.com // mdaniels7 // CC BY 2.0
Ein bitterböser Kommentar zu den Mainstream Medien und den Umgang mit Nachrichten rund um die E-Zigarette
Was verdient ein Journalist in einer der angesehenen Tageszeitungen, in einem Fachmagazin für Technik oder sogar der Bildzeitung? Wir wissen es nicht genau – aber sicherlich ein Honorar, welches voraussetzt, dass der Autor eines Artikels sich die Zeit nimmt, zu recherchieren und dann mit einer offenen Einstellung einen Artikel schreibt, der die Tatsachen schildert und nicht nach „copy-paste und Google-Translator“ Gerüchte verbreitet, die nicht einmal ansatzweise aus einer seriösen und überprüfbaren Quelle stammen.
Doch wenn es darum geht, E-Zigaretten zu verteufeln, scheint den Mainstream Medien jedes Mittel recht zu sein. Vorweg: Schämt euch ihr Schreiberlinge und Redakteure renommierter Zeitungen und Journale. Ihr seid eine Schande für den Berufsstand eines Autoren.
Was war passiert?
Der User „Jrockilla“ postet auf Reddit.com eine Geschichte, darüber, dass ein höherer Angestellter eines Unternehmens Malware auf dem Computer durch ein USB-Ladegerät geladen hat. „The Guardian“ nahm sich dieser Geschichte an und brachte vorsichtig zum Ausdruck, „dass so etwas eventuell möglich wäre.“
Doch von nun an gab es unter den (deutschen und internationalen) Medien kein halten mehr: Ob Spiegel, Bild, Chip und andere Medien – sie griffen eine ungeprüfte und unbewiesene Meldung eines anonymen User einer Social Media Plattform ebenso auf und verbreiteten diese als Tatsache: Malware über die E-Zigarette!
Was ist dran an der „Malware in der E-Zigarette“?
Bislang gab es keinen einzigen bewiesenen Fall von Malware in den Ladegeräten bzw. in den USB-Plugs von E-Zigaretten. Auch die Geschichte des Users und angeblichen „IT“ Jrockilla ist nie bestätigt wurden und handelt sich wohl lediglich um eine „Story“ wie es der User selbst auf Redit.com zum Besten gibt.
Es ist laut Experten machbar, einen USB-Stick oder auch ein Ladegerät so zu manipulieren, dass es durchaus möglich ist, mittels Malware einen PC oder gar ein ganzes Netzwerk zu infizieren. Doch dazu müsste der USB zuerst über ein Datenkabel verfügen, welches das bei den E-Zigaretten in der Regel nicht hat (der Autor dieses Artikels hat seine 12 unterschiedlichen neuen und alten Ladegeräte geprüft – keine Datenkabel vorhanden). Zusätzlich sollte bedacht werden, wenn diese Geschichte des angeblichen „IT“ stimmen sollte, warum
- nicht Millionen von Laptops und Netzwerke in der ganzen Welt längst durch E-Zigaretten infiziert wurden sind?
- Firmen wie Joyetech, Kanger etc. sich diesem Risiko aussetzen sollten?
- ein USB-Stick oder Plug kostenintensiv umgebaut und mit Malware bestückt wird, wenn es für viel weniger Kapitaleinsatz möglich ist, mit Malware infizierte E-Mails zu versenden?
Warum hat diese Geschichte also ein solches Eigenleben entwickelt?
Es gibt viele Texte und Meinungen darüber, warum insbesondere das Internet die Menschen dazu verleitet einfach nur zu wiederholen, was andere schon gesagt oder geschrieben haben, anstatt selbst nachzuforschen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Treffend hat dies unter anderen der Autor Ryan Holiday in seinem Buch „Trust Me, I'm Lying: Confessions of a Media Manipulator“ auf den Punkt gebracht:
“The link economy encourages bloggers to repeat what “other people are saying” and link to it instead of doing their own reporting and standing behind it. This changes the news from what has happened into what someone said the news is.”
Verständlich mag dies sein, wenn es sich um Meinungen auf sozialen Netzwerken oder auch kleinen Blogs handelt; doch „seriöse“ Medien sollten dann doch ein wenig mehr nachforschen, bevor es daran geht „Internet-Märchen“ zu verbreiten.
Nachtrag
Brauchen wir nun einen Schutz? Ein USB-Kondom, wie es nun zufällig werbewirksam empfohlen wird? Kann ich meine E-Zigarette nun nicht mehr am Computer laden?
Wenn Sie bisher keine Probleme mit Malware durch Ihre E-Zigarette hatten, dann werden Sie wohl weiterhin diese am PC laden können. Ansonsten sollte wohl auch das Antivirus anschlagen. Natürlich können Sie in Zukunft auch alle Kabel einmal durchschneiden, wenn Sie ein neues Ladegerät bekommen – vielleicht verbirgt sich dort ein hochwertiges Datenkabel, welches Ihren Computer infizieren will?!
Die zwei einfachsten Wege sind aber: 1. Glauben Sie nicht alles, was Sie im Internet lesen und 2. Stöpseln Sie das Ladegerät einfach in eine Steckdose anstatt in den Computer (sind wir sicher, dort ist keine Malware drin?!).
Der Autor dieses Artikels wird sich nun auf ein soziales Netzwerk begeben und einen Beitrag leisten: „Mein Bekannter hat Angela Merkel mit E-Zigarette gesehen“. Mal schauen, ob der Beitrag es nicht schafft, vielleicht Morgen schon bei einigen angesehenen Medien auf der Nachrichtenseite zu erscheinen … ;-)