Propylenglykol in E-Liquids: Fakten, die jeder Dampfer kennen sollte (Teil 1)
Schon lange wird über die Inhaltsstoffe von E-Liquids heiß diskutiert. Insbesondere Kritiker machen sich die vermeintlich gefährlichen Inhaltsstoffe zu Nutze und verweisen auf das potenzielle Risiko, dass die E-Liquids bergen könnten. Im Fokus steht dabei fast immer das sogenannte Propylenglykol (PG). Eine chemische Substanz, die für den Aromatransport beim Dampfen verantwortlich ist. Viele Nutzer fragen sich daher immer wieder, wie gefährlich PG tatsächlich ist. Ist die Kritik der E-Zigarettengegner berechtigt oder birgt die Substanz vielleicht doch viel weniger Risiken, als immer wieder behauptet wird? Genau das soll an dieser Stelle geklärt werden.
Risiko Propylenglykol?
Propylenglykol ist eine chemische Substanz, die zu den Alkoholen zählt. Sie ist geruchslos, farblos und wird bei zahlreichen Produktionsverfahren eingesetzt. So ist Propylenglykol zum Beispiel fester Bestandteil der Kosmetik- oder Lebensmittelindustrie und lässt sich in vielen Erzeugnissen dieser Art finden.
Anstoß für die Kritik am PG in Liquids ist unter anderem auch der Einsatz in Frostschutzmitteln oder in Nebelmaschinen, die auf Events oder in Nachtclubs eingesetzt werden. Für die E-Zigarette hingegen eignet sich die Substanz ideal, da sie als optimales Binde- und Lösemittel gilt, mit Wasser harmoniert und als Alkohol ein sehr geringes toxisches Level besitzt. Das ist auch der Grund, warum PG in der Industrie für recht unterschiedliche Zwecke eingesetzt wird.
Generell gilt das Propylenglykol dabei als absolut unbedenklich und sicher. Das bezieht sich zumindest auf den „Konsum“ der Chemikalie beispielsweise über die Nahrungsaufnahme, nicht aber auf die Inhalation. Sie können also bedenkenlos Propylenglykol als Zusatzstoff in größeren Mengen essen oder trinken. Aber wie steht es um das Inhalieren?
Propylenglykol und Tierversuche
Um die möglichen Auswirkungen einer chemischen Substanz auf den menschlichen Körper zu ergründen, sind Tierversuche ein gängiges Mittel. Das gilt auch für zahlreiche Studien, die durchgeführt wurden, auch wenn sich die Ergebnisse nur bedingt auf den Menschen übertragen lassen.
Tiere und Menschen könnten hier recht unterschiedlich reagieren. Doch immerhin liefern diese Studien erste Anhaltspunkte hinsichtlich des potenziellen PG Risikos. Dafür hat man in der Vergangenheit bereits zahlreiche Testreihen an unterschiedlichen Tieren über diverse Zeiträume durchgeführt. Manche nur für wenige Tage andere sogar für mehr als ein Jahr, um die Langzeitauswirkungen zu ergründen.
So setze man zum Beispiel Ratten und Hunde einer vergleichsweise hohen Konzentration an Propylenglykol aus, konnte allerdings keine Auswirkungen auf deren Körper feststellen. So kam es zwar vor, dass einige Ratten angesichts ihrer empfindlichen Nasen und Augen unter der direkten Aussetzung des PG litten, bei der späteren Obduktion konnte man jedoch keine Beeinträchtigung der inneren Organe feststellen.
Interessanterweise kam es zu einem Gewichtsverlust der Tiere – und bei einigen Hunden wurde während der Testreihe ein erhöhter Anteil an roten Blutkörperchen beobachtet.
Aber: Die Reaktionen waren so gering, dass die Tierversuche grundsätzlich mit dem Ergebnis beendet wurden, dass PG zumindest für Tiere keine direkten Risiken birgt. Allerdings lässt sich das natürlich nicht komplett auf den Menschen übertragen. Stellt das PG also bei Versuchstieren kein Risiko dar, so könnte es bei der Inhalation also durchaus negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus bergen. Aber was sagt die Forschung zu diesem Thema?
PG – Unbedenklich für den Menschen?
Geht es um die Frage, ob PG für Menschen gefährlich ist, gibt es aktuell leider nur sehr wenige Studien, die darüber Aufschluss geben. Die E-Zigarette selber steht dabei meist weniger im Fokus. Da PG häufig auch in Medikamenten eingesetzt wird, stützen sich die meisten Studien auf die potenziellen Auswirkungen in diesem Bereich, wobei die Probanden der Substanz nur für vergleichsweise kurze Zeit ausgesetzt wurden. Langzeitstudien - wie bei den Tierversuchen - gibt es hier also nicht.
So setzte man beispielsweise einige Testpersonen einer recht hohen Konzentration an PG innerhalb eines Flug-Simulators aus. Nach rund einer Minute wurden leichte Reizungen der Atemwege festgestellt, bei einigen wenigen Probanden kam es zu starkem Reizhusten. Die Auswirkungen waren jedoch auch hier so gering, dass man keine wirkliche Beeinträchtigung durch das PG feststellen konnte.
In einer anderen Studie machte man sich hingegen der antibakteriellen Wirkung der Substanz zu Nutze und setze das Propylenglykol in einer Kinderkrankenstation ein. Negative Aspekte oder gar gereizte Atemwege konnte man dabei nicht feststellen – die Anzahl an Infektionen auf der Station konnte dank PG jedoch reduziert werden.
Weiterhin untersuchte man in der Vergangenheit bereits diverse Inhalationsmittel für Asthmatiker, die über einen unterschiedlich hohen Anteil an PG verfügen. Dabei stellte sich heraus, das jene Medikamente, die über einen geringen Anteil verfügten, die Atemwege der Probanden deutlich weniger reizten. Bei den hoch dosierten Alternativen hingegen kam es zu einer starken Irritation der Atemwege und zu Reizhusten.
Weitere Studien
Noch aufschlussreichere Studien hingegen führte man im Zusammenhang mit Nebelmaschinen durch, die bekanntermaßen ebenfalls auf die Verwendung von Propylenglykol zurückgreifen. So wurden Testreihen mit Personen durchgeführt, die aus beruflichen Gründen diesen Generatoren regelmäßig ausgesetzt waren.
Eine Studie setzte sich dabei mit rund 100 Testpersonen auseinander, die das Propylenglykol regelmäßig über mehrere Jahre direkt über die Generatoren inhalierten. Dabei konnte eine leicht reduzierte Lungenfunktion festgestellt werden. Außerdem klagten die Probanden über einen trockenen Mund und Reizhusten.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam man auch im Rahmen einer weiteren Studie, die die Auswirkungen von PG auf Theaterschauspieler beleuchtete, die den Nebelgeneratoren teilweise täglich über rund zwei Jahre ausgesetzt waren. Auch hier machten sich die typischen gereizten Atemwege bemerkbar – insbesondere bei Darstellern, die eine besonders hohe Konzentration der Substanz inhaliert hatten.
Zusammenfassen lässt sich also folgendes: PG kann bei hoher Konzentration zu Atemwegsproblemen, Hustenanfälle und gereizte Atemwegen führen. Propylenglykol als Auslöser für schwere Atemwegserkrankungen (wie beispielsweise Asthma) wird im Rahmen dieser Untersuchungen jedoch ausgeschlossen.
Ganz unbedenklich ist Propylenglykol also nicht. Besonders bei einer hohen Konzentration der Substanz oder dauerhafter Inhalation machen sich die Risiken bemerkbar. Aber was genau heißt das jetzt für Sie als Dampfer? Birgt die E-Zigarette doch ein höheres Risiko, als gedacht? Dazu mehr im zweiten Teil unserer Serie „Propylenglykol in E-Liquids: Fakten, die jeder Dampfer kennen sollte“.